Schmerzopfer: GKK will nicht zahlen
Angesehene Mediziner sind dafür, dass Kärntner Patientin mit verletztem Beckennerv in der Schweiz operiert wird, weil das in Österreich niemand kann. Die GKK lehnt das ab - mit zweifelhaften Argumenten.
Maria Waditzer vom LC Vitus St.Veit/Glan (Photo Phino)
Trotz Hochkultur und schöner Mode: Der Mensch hat nun mal einen Unterleib, und der kann riesige Probleme machen.
Bei Maria Waditzer aus St. Veit seit fast vier Jahren. Wegen einer gutartigen, aber chronisch schmerzhaften Endometriose wurde sie Anfang 2006 in St. Veit operiert. "Danach waren die Schmerzen anders - und stärker." Sie kam in die Urologie des LKH Klagenfurt, von dort zurück in die Gynäkologie St. Veit. Nach zwei weiteren Operationen waren die Schmerzen "extrem". Als sie weiter litt, sollte sie sich neurologisch-psychologisch untersuchen lassen, als ob sie sich die Schmerzen einbilde. Dabei kam nichts heraus.
Verzweifelt und von Schmerzen zermürbt konsultierte sie zahllose weitere Ärzte, bis sie der Villacher Primar Jörg Keckstein im Juli 2009 auf den Schweizer Mediziner Marc Possover und seine Klinik in Hirslanden bei Zürich hinwies. Der sei Spezialist für Beckennerven und beherrsche Operationen, die in Österreicher niemand macht.
"Zuerst dachte ich: ,Was soll ich in der Schweiz?' Aber dann fuhr ich doch mit meinem Mann in die Privatklinik von Dr. Possover." Der kam nach eingehender Untersuchung zu dem Schluss, dass der Femoral-Nerv S2 verletzt sei. "Dr. Possover sagte mir, er könne den Nerv endoskopisch untersuchen und ihn dann entweder gleich operieren oder direkt am Nerv eine Elektrode implantieren, die den Schmerz stoppt."
Mit dem ersten Hoffnungsschimmer seit Jahren beantragte sie, dass die Kärntner GKK die Kosten übernimmt. Die lehnte ab. Seither versuchte die gelernte Altenpflegerin, die GKK zu überzeugen, aber das scheint unmöglich. Die befürwortenden Gutachter sind bedeutend. Die Wiener Nerven-Koryphäe Hanno Millesi: "Die Patientin hat es verdient, das man sich um sie kümmert und ich kenne keinen in Österreich, der das kann." Patientenanwalt Erwin Kalbhenn: "Daher sind die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Auslandsbehandlung gegeben." Auch Keckstein und Rudolf Likar, der angesehene Schmerz-Mediziner sind für die Operation. Keckstein und Millesi wollen sogar dabei zuschauen - "aus Wissensdurst".
Die GKK interessiert das nicht. Waditzer: "Man hat mir gesagt, das sei eine experimentelle Methode und man könne die Schmerz leitenden Nerven auch im Rücken blockieren." Millesi widerspricht: "Damit würde man ein ganzes Nervendbündel lahm legen statt des einen betroffenen. Und ich kenne Dr. Possover als seriösen Kollegen.".
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JOCHEN BENDELE, Kleine Zeitung Kärnten